Der Belgier und der Killer

Von Karl

 

Im trockensten Ort der Welt, der Atacama-Wüste, ist besonders ein Ort bekannter als alle anderen: San Pedro de Atacama. Tausende Touris pilgern von ihren Lonely Planets geführt in den kleinen Ort, der eigentlich auch nix anderes ist, als eine Touri-Siedlung. Die Straßen sind so aufgebaut: Hostel, Kiosk, Restaurant, Reiseagentur, Hostel, Kiosk, Restaurant, Reiseagentur, Hostel, …

Viele Häuser sind aus Adobe, den luftgetrockneten Lehmziegeln, erbaut und sehen sich ähnlich. Dazu kommen noch die einheitlichen Holzschilder und die immergleichen Angebote. Der Boden ist zwar Dunkelbraun und alle Häuser Hellbraun, aber der Himmel ist strahlend blau. Am trockensten Ort gibt es natürlich keine Wolken und dies wäre hier wohl auch etwas kurioses.

Wir haben also eine große Anwahl verschiedener Anbieter*innen für unsere Pläne. Zudem finden wir am Ortsrand auch einen Gemüsestand, der uns das Kochen ermöglicht.

Valle de la Luna

Am Nachmittag geht‘s für uns auf eine Tour ins Valle de la Luna. Interessanterweise beginnt aber die Tour mit einer Wanderung durch eine Salzschlucht. Salz und Lehm haben bizarre Formen übrig gelassen. Wir lecken auch mal an der Wand und ja, es ist wirklich Salz. Wir klettern also durch dunkle Höhlen und offenen Schluchten. Auch wenn sonst die Umgebung steinig, wüstig und ganz ohne Vegetation ist, hier gibt es auch Sand-Dünen. Wir halten noch an weiteren Punkten, die aber allesamt eher Wüste, Fels und Sand zeigen. Der Ausblick ist manchmal schon beeindruckend.

Der letzte Stopp ist der für den Sonnenuntergang und angesichts der Menschenmassen, bleibt der Moment nur minder romantisch. Wo es kein Tropfen in der Atmosphäre gibt, verfärbt sich dann auch die Sonne nicht, wenn sie untergeht. So ist für mich der Sonnenuntergang weniger spektakulär, als er anderen Orten der Welt schon war und nicht das, was gern beworben wird.

El Tatio Geysiere

Die Nacht ist nur sehr kurz. Noch in der tiefen Dunkelheit springen wir in ein Bus. Dabei vergesse ich den extra gekochten Tee mit der Plastikflasche und sehe sie ein letztes Mal aus dem Fenster des Busses. Von meiner letzten Reihe aus, konnte ich aber auch nix dagegen mehr unternehmen. Wir schlafen erstmal noch etwas.

Unser etwas hyperaktiver und -begeisterter Guide holt uns dann wieder aus dem Schlaf, während wir auf das El-Tatio-Geysier-Feld fahren. Zig weiße Rauchsäulen steigen gen Himmel, während es draußen noch eisig ist. Es ist höchst beeindruckend. Manche Geysiere haben Säulen die sehr weit senkrecht gen Himmel wachsen. Andere sind noch klein. Der Guide erklärt uns, dass sie immer wieder versiegen oder neu entstehen. Ca. 80 Geysiere gibt es. Manche sind auch bunt um ihr Austrittsloch herum. Andere haben eine Art Häuschen gebaut. Benannt werden sie nach der Nationalität der Menschen, die schon darin gestorben sind. So ist der größere in der Mitte der Belgier. Es gibt aber auch einen großen am Rand, wo mehrere Leute gleichzeitig Suizid begangen haben und deswegen heißt dieser nur noch der „Killer-Geysier“.

Besonders beeindruckend ist auch ein Geysier der im immer gleichen Takt etwas höher aufbrodelt und dann wieder in sich zusammenfällt. Manche Bodenbereiche sind gefroren, andere warm und feucht. Pippi entdeckt deswegen schnell, dass es sich besser aushalten lässt, wenn die Eisklumpen-Füße auf den dunkleren warmen Bereich stehen.

Wir sind schwer beeindruckt von diesem sehr seltenen Naturschauspiel. Dem Vulkan El Tatio sei Dank, ist hier das größte Geysier-Feld der Südhalbkugel.

Am Rande gibt es noch ein Thermalbecken, wo kaltes und heißes Wasser gemischt wird. Doch so richtig Aufwärmen können wir uns hier nicht. Wenn mensch aber im Sand scharrt wird es teilweise verbrühend heiß. Vermutlich lässt es sich schwer steuern, wie warm es ist, da auch die Tagestemperatur schon extrem schwankt.

Auf dem Rückweg können wir uns noch süße Vicuñas, altbekannte Flamingos und typische Touris anschauen. Der Guide legt uns eine Routenänderung nahe, sodass wir statt in einem langweiligen Dorf neben einer schönen Schlucht halten. Ein kleiner Fluss hat hier ein tiefes Tal gegraben, dass schön bewachsen ist. Hier wachsen auch die Säulenkakteen, die circa einen Zentimeter pro Jahr größer werden. Einige von denen in dem unberührten Tal müssen also schon lange vor der Ankunft der Europäer*innen hier gewesen sein. Wir genießen den schönen Anblick eine Weile, bis es dann zurück nach San Pedro geht.

Ohne Umwege führt unser Weg dann auch direkt zum Busbahnhof.


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