Okt 30 2018

Abenteuer Busfahren

Von Karl

 

Nicht, dass ich nicht schon unzählige Male Bus gefahren bin in Südamerika, aber diese Fahrt ist einen eigenen Beitrag wert:

Wir brechen in Puno in aller Frühe mit dem Bus am zentralen Busbahnhof auf. Statt einen Direktbus nach La Paz zu nehmen, ist es günstiger über Umwege einen Touri-Bus zu nehmen. D.h. mit Führerin im Bus. Die allerdings nur ab und zu leise ganz vorne ein paar Ansagen macht.

Wir haben kaum Puno verlassen und biegen auf eine Tankstelle ein, schon unterschätzt der Busfahrer die Höhe des Zapfsäulen-Daches und wir können zugucken, wie zwei Reihen vor uns, die Scheibe vom Beton eingedrückt wird. Es kracht kurz und einige Schocksekunden später setzt der Bus aber schon zurück. Mit jedem Ruckeln rieseln nun Glassplitter aus dem faustgroßem Loch.

Während und nach dem Tanken fangen die versammelten Schaulustigen nun an den Bus mit durchsichtigen Paket-Klebeband zu flicken. Irgendwann wird ein Kleinbus vorgefahren, von dessen Dach aus der Busfahrer die Scheibe repariert.

Notdürftig gesichert, rollen wir weiter, auch wenn weitere Glassplitter bei jedem Schlagloch aus dem Fenster rieseln. Durch unser ganzes Fenster ist der Ausblick auf den Titicacasee fesselnd, zumal wir auch immer wieder andere Blickwinkel bekommen. Irgendwann hält der Bus fürs Geld wechseln und später für die Grenzbehörde. Wir bekommen den peruanischen Ausreisestempel und wandern zu Fuß zur bolivianischen Behörde. Hier gibt‘s zum Stempel noch ein grünes Papier, was wir vorab ausfüllen mussten und ab geht‘s.

die südamerikanische Lösung des Busfahrens: Die Haltestelle ist da, wo du deine Hand raushälst

Der Bus endet allerdings im bolivianischen Copacabana. Eine touristische Stadt am Titicacasee mit vielen Booten und Stegen. Allerdings liegt sie sehr ruhig da, als wir eine kurze Runde drehen.

Copacabana, Blick auf den Titicacasee

Zeitgleich fahren zwei Busse ab Copacabana nach La Paz und wir ergattern die schönsten Plätze ganz vorne oben im Bus. Noch mehr können wir auf der folgenden Fahrt den Blick auf die Landschaft und den Titicacasee genießen. Nach nicht langer Fahrt kommen wir nach San Pedro de Tiquina. Einem Dörfchen, dass mit Fähren verbunden ist. Hier müssen wir also ein kurzes Stück über den Titicacasee mit der Fähre fahren. Allerdings der Bus für sich und wir mit einem kleineren Boot. Unser Bus ist schnell aufgeladen, während wir noch warten, dass die Holzschale voll wird. Keine zehn Minuten später landen wir auch auf der anderen Seite an. Manche nutzen die Gelegenheit der nahen Toilette. Eh alle im Bus sind, wird es dauern. Niemand scheint in Hektik.

Als wir allerdings auf unseren Bus zulaufen fährt dieser vor unseren Augen ab. Pippi und ich glauben es erst gar nicht, aber tatsächlich ist unser Bus gerade ohne uns Richtung La Paz abgefahren. Inklusive unseren Rucksäcken im Kofferraum und Essensbeutel und Wasser auf den Sitzen. Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist. Wenn jetzt unser gesamtes Gepäck weg ist, haben wir ein großes Problem. Das ist was mir ab diesem Moment durch den Kopf geht. Das würde der ganzen Reise ein erheblichen Schaden versetzen.

das letzte Photo vom Bus …

Wir sprechen aufgeregt mit dem Busfahrer von dem zweiten Bus, der nun auch an Land ist. Tatsächlich hat er noch zwei Plätze frei. Wir können also mitkommen und er sagt, er würde anrufen. So kommen wir also noch gen La Paz. Immer mit dem Gedanken bei meinem Rucksack, fällt es mir schwer die weißen Gebirgsketten zu genießen, die mir geboten werden. Irgendwann passieren wir El Alto und fahren in das Tal von La Paz. An der Hauptstraße hält der Bus und lässt nur uns beide raus. Offensichtlich fährt dieser Bus nicht zum Busbahnhof. Er zeigt uns den Weg und kassiert für die Fahrt.

Wir finden auch den Busbahnhof und suchen ewig bis wir „Vicuña Travel“ finden. Das Unternehmen unseres eigentlichen Busses. Ein riesiger Stein fällt mir vom Herzen als ich unsere Rucksäcke wiedersehe. Tatsächlich wurden sie zu ihnen hinter den Schalter gebracht. Ich frag noch nach unseren Sachen, die auf den Sitzen lagen, und werden auf eine weitere halbe Stunde Warten vertröstet. Ich versuche die Extra-Kosten wiederzubekommen, aber die beiden Schalter-Frauen sehen die Schuld bei uns. Am Ende lässt sich schwer sagen, wer hier etwas nicht gesagt oder nicht verstanden hat.

Trotzdem sind wir glücklich, dass unsere Rucksäcke vollständig auf unseren Rücken sind!


Okt 28 2018

Hoher See mit vielen Inseln

Von Karl

 

Puno ist die größte Stadt am Titicacasee. Der Titicacasee ist weltberühmt, weil es der höchste See der Welt mit kommerzieller Schifffahrt ist. Wir sind auf 3.800m angekommen und die Höhe der letzten Tage, sowie die Entbehrungen während der Wanderung schlagen zu, sodass ich mich teils sehr krank fühle. Puno liegt auf der peruanischen Seite. Der See liegt mit der anderen Hälfte in Bolivien. Der See verliert seit Jahren an Wasser und ist insbesondere vor Puno stark verschmutzt. Ansonsten hat er eine hohe Bedeutung für die Region die zu großen Teilen auch den Quechua– und Aymara-sprachigen Indigenen angehören. Der See sorgt für konstanteres Klima, dass viel Landwirtschaft zulässt.

Bei unseren ersten Rundgang in der Stadt kommt uns auch gleich eine Demonstration entgegen. Soweit wir die Forderungen verstehen, geht es um Gleichberechtigung insbesondere in den Gesundheitsinstitutionen. Viele laufen in den Krankenpfleger*innen-Berufsklamotten und haben selbstgebasteltete Schilder dabei. Sie zeigen sich sehr kämpferisch.

Die Stadt an sich, wirkt ruhig und das Zentrum von Touris eingenommen. Es gibt eine Fußgängerzone. Vom Zentrum sind es nur 20 Minuten bis zu einem Aussichtspunkt. Vorher sind noch hunderte Stufen zu erklimmen, aber bei den gut 4.200m hoch liegenden Metallvogel, bekommt man ein schönes Panorama über Puno und der Bucht von Puno. Tatsächlich ist der Titicacasee sehr groß und wirkt wie ein Meer.

Am zweiten Tag machen wir das, was wohl alle Touris machen. Wir umgehen die teuren Agenturen im Zentrum und bekommen ein 15 Soles Ticket für die Uros am Hafen. Die Uros leben als Volk auf selbstgebastelteten Inseln auf dem See. Aus Schilf haben sie alles erdenkliche gebaut. Bis hin zu Häuser. Sie wollen nicht an Land ziehen und haben Tourismus und Fischfang als einzige Einnahmequellen. Die 2.000 Insulaner*innen haben sich dabei gut organisiert, sodass ein Besuch ein freundliche aber verkaufsorientierte Massenabfertigung ist. Wenn das kleine Boot an ihrem Schilf anlandet kommen sie extra winkend heran. Es sind Schmuck und Handwerk zum Verkauf aufgebaut und jeden Tag scheint eine andere Familie mal dran zu sein. Es ist spannend mal auf Schilfinseln zu laufen und zu sehen, wie sie darauf leben, aber nach 15 Minuten ist auch alles gesehen. Es gibt auch Sonnenstrom und es würde mich nicht wundern, wenn sie ihr Smartphone immer schnell verstecken, damit alles so aussieht wie Touris das erwarten.

Wir bekommen noch eine Fahrt mit dem Schilfboot aufgequatscht und landen an einer anderen Insel mit ausschließlich Restaurants. Wir warten also eine weitere Stunde, ehe es zurück nach Puno geht.

Wir machen einen Haken an Puno und freuen uns auf unsere nächste Reise.

PS.: Punos Lage in Peru …