Es geht los…

Der Tag X der Abreise, der lange Zeit nur verschwommen irgendwo in der Zukunft lag, ist da. Die Anreise nach Cayenne per Flugzeug kann aus Europa nur über Paris erfolgen. Also habe ich mich in den Zug gesetzt und fuhr von Chemnitz über Leipzig und Frankfurt nach Paris. Angekommen in Paris Est kam mir auch schon die erste Sprachbarierre in die Quere. Am Ticketschalter wollte ich ein Ticket für die Metro kaufen. Ich strahlte der Verkäuferin mein Bonj… entgegen als mir einfiel, dass es weit nach 23 Uhr war und ich eigentlich „Guten Abend“ sagen müsste. Aber da hörte mein französisch schon auf. Also entschied ich mich kurzum für „Hello“.

Die U-Bahn war gefüllt mit müden Gesichtern und ihren Augen, die unbeirrt von einsteigenden Fahrgästen, in die Luft starten. Nur ab und zu schauten mich überraschte Menschen an, denen ich wohl suspekt so beladen mit meinem großen Rucksack auf dem Rücken und meinem kleinen leuchtend grünen Rücksack auf der Brust erschien. An der Endhaltestelle Villejuif – Louis Aragon der Linie 7 wechselte ich die Bahn und fuhr mit der T7 Richtung Orly Airport Sud, wo die internationalen Flüge starten. Die Bahn wurde immer leerer und ein bisschen verwundert war ich darüber, dass scheinbar keiner der Mitfahrenden bis zum Flughafen wollte. Die S-Bahn hielt und spuckte mich an der Endhaltestelle aus. Angekommen in der Wartehalle des Flughafens sah ich schon die ersten gestrandeten Reisenden auf Bänken kauern. Jeder versuchte entweder einen Platz auf einer Bank oder in der Nähe einer Steckdose zu finden. Ich entschied mich für letzteres und richtete mein Nachtlager mit Isomatte und Schlafsack ein.

Gegen 3:30 Uhr war die Nacht vorbei. Der beginnende Trubel von Kehrmaschinen, ankommenden Gästen und Gepäckwagen am Flughafen weckte mich unsanft. Wartend auf den Check-In beobachte ich aufgeregte Menschen, die verzweifelt auf den Anzeigetafeln nach ihren Flügen suchten. Nur die Kinder schienen ihren Spaß am frühen Morgen zu haben und tobten zum Leidwesen ihrer Eltern durch die Eingangshalle. Gut 4 Stunden später war dann endlich der Check-In für mich, besser gesagt, ich selbst übernahm diese Aufgabe mithilfe eines Automatens. Auch das Gepäck sollte ich allein aufgeben, was mir aufgrund der französischen Schriftanzeige doch ein etwas mulmiges Gefühl bereitete. Weitere 4 Stunden später und nach erfolgreichen aber anstrengenden Sicherheitskontrollen wartete ich auf das Boarding. Da saß ich nun, neben all den anderen wartenden Reisenden und konnte immer noch nicht realisieren, dass ich in nur 10 Stunden am anderen Ende des Ozeans sein würde und da auch eine Weile oder eher eine große Weile verbringen würde.

Nach einem langen Flug setzten wir endlich zur Landung an. Es waren noch vier Minuten bis zur Landung. Auf dem Bildschirm meines Sitznachbarns sah ich durch die Außenkamera Bäume und noch mehr Bäume. Die Zeit bis zur Landung änderte sich, noch drei Minuten, noch zwei Minuten. Das Bild unter uns nicht. Alles was ich sehen konnte, war ein riesiges grünes Blättermeer. Dann tat sich ein Feldweg auf, ein Haus, ein zweites und schließlich die Landebahn. Der erste Eindruck von Cayenne als riesiges nicht endenwollendes grünes Waldgebiet, sollte sich in den nächsten Tagen bestätigen. Aus dem Flugzeug ging es sofort zur Passkontrolle, danach zum Gepäckband. Alles sehr überschaulich. Wie ich allerdings vom Flughafen in die Stadt kommen sollte, wusste ich noch nicht genau. Also begab ich mich auf die Suche nach einem Informationsschalter. Da die Dame in der Information mit Telefonieren beschäftigt war, fragte ich die zwei Wartenden vor mir nach dem Abfahrtsort von Bussen Richtung Stadtzentrum. Sie erklärten mir, dass es zwar keine Busse gäbe, aber Taxis, die um die 30 Euro kosteten. Dann fiel ihnen ein, dass sie mich auch in die Stadt mitnehmen könnten. Ich willigte ein und kurzerhand saß ich in einem Lieferwagen auf der Straße nach Monte Joly, einem Vorort von Cayenne. Auf den 10 km in die Stadt war nichts zu sehen, außer der Straße, auf der wir fuhren und tropische Bäume. Kurz vor dem Ziel standen wir in einem Stau, der sich nur minütlich um ein paar Meter vorwärts bewegte. Gerade als ich anbieten wollte den Rest bis zur Zieladresse zu laufen, fing es an in Strömen zu regnen. Auch der Regen sollte uns in der nächsten Zeit ein ständiger Begleiter werden. Der Lieferwagen bog in eine vornehm wirkende Wohnsiedlung ein und auf halben Weg der Straße entdeckte ich eine Person auf der Straße. Ich verabschiedete mich von meinen Fahren mit Merci, Merci, Merci beaucoup und stieg aus. Carl hatte vor dem Haus gewartet, dass uns eine Cuchsurferin zur Verfügung gestellt hat, weil sie mit ihrer Familie übers Wochenende aufs Land fahren würde. Ein großer Garten mit Palmen und Swimmingpool, Terrasse und Küche zur Benutzung. Überwältigt von dieser Gastfreundschaft und unserem Glück, den Geräuschen der Nacht lauschend, erhoben wir unsere Gläser mit französischem Wein auf einen gelungen Start der Reise und eine aufregende Zeit, die vor uns lag.


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