Die blaue Lagune

von Rosa

Ecuador ist für mich wie bisher kein Zweites ein Land der Gegensätze. Besonders was die Natur betrifft. Gerade noch lag ich am Strand unter Palmen und nun befinde ich mich auf 4000 Metern Höhe. Der Wind pfeift mir um die Ohren, es ist kalt und mit jedem Schritt fällt das Atmen schwerer.

Mit einem Pickup-Truck werden wir vom Ort Zumbahua nach Quilotoa gebracht. Drei Stunden südlich von Quito ist die Infrastruktur etwas schwächer ausgeprägt. Die erste Herberge im Ort soll auch schon eine der besten sein. Für neun Euro pro Person dürfen wir in großen Betten in einem Zimmer mit Ofen übernachten. Zum ersten Mal sehe ich in Südamerika so etwas wie eine Heizung und ich bin positiv überrascht. In der Herberge arbeiten zwei junge Frauen mit schwarzen Zöpfen, Rock und Hut. Es ist die traditionelle Kleidung, die man hier bei jung und alt finden kann.

Nach einer kurzen Aklimatisierungspause wollen wir zur Lagune Quilotoa. Es sind nur ein paar 100 Meter, dann eröffnet sich das blaue Meer auch schon vor unseren Augen. Umschlossen von einer Bergkette liegt der See ruhig in einem ehemaligen Vulkankrater.

Das Wasser wechselt die Farbe je nach Tageszeit. Im Moment ist es fast grün. Bis zum See selbst geht es eine Stunde nach unten. Der Untergrund ist rutschig, er besteht nur aus Sand. Ich freue mich schon jetzt auf den Aufstieg. Der Quilotoa-Loop ist eine berühmte Wanderroute die über drei Tage bis zur Lagune führt. Uns reicht allerdings schon die Wanderung zur Lagune. Unten angekommen, kann man sich ein Kanu ausleihen und über den See paddeln. Doch wir sind für diese Aktivität zu spät. Also gönnen wir uns einen Schokoriegel und genießen die stillen Wellen des Wassers. Der Weg zurück ist wie erwartet anstrengend. Immer wieder rutschen meine Füße zurück und ich muss Pausen machen, um zu atmen. Ein Mädchen kommt mit ihren Eseln vorbeigeritten und fragt uns ob wir aufsteigen wollen. Wir versuchen zu verhandeln. Doch nichts zu machen. Die taffe Zehnjährige beharrt auf ihren neun Euro. Auch wenn wir schon die Hälfte der Strecke geschafft haben. Besonders Ronny ist immer wieder überrascht, dass die Menschen hier so wenig zum Handeln bereit sind. Ich habe mich schon daran gewöhnt. Mehr verwundert bin ich darüber, dass eine Zehnjährige hier arbeitet. Auch in den Geschäften und Hostels in Quilotoa arbeiten 15-Jährige. Unsere Füße tragen uns dann doch besser als unser Kopf vermutet und so sitzen wir schneller beim Abendbrot als erwartet.

Zu späterer Stunde sitzt die ganze Familie der Hotelbesitzer um den Ofen und versucht sich ein Stück weit zu wärmen. Doch auch hier hat die technische Revolution Einzug gehalten und alle starren auf ihre Smartphones. Selbst die Alten schauen gebannt auf die Bildschirme ihrer Enkel. Die kalte Dusche am Abend ist bei fünf Grad Außentemperatur eine besondere Herausforderung. Zum Glück wärmt das Federbett schnell. Schlafen können wir trotzdem nicht. Erst in den frühen Morgenstunde finde ich in den Schlaf. Ich habe schon öfters gehört, dass einige bei dieser Höhe Probleme haben einzuschlafen. Die anderen Reisenden versichern uns am Frühstückstisch, dass sie wie Steine geschlafen haben. Etwas müde wollen wir uns noch einmal die Lagune anschauen, um zu sehen, ob sich die Farbe verändert hat. Obwohl wir nun viel früher als gestern dort sind, werden wir enttäuscht. Der Anblick lohnt dennoch ein zweites Mal. Auf dem Rückweg zum Hotel ziehen uns die flauschigen Alpaka-Pullover an und wir verfallen in einen regelrechten Schoppingrausch. Es gibt verschiedene Muster, allen gemeinsam: Sie sind unglaublich warm und sehr sehr flauschig. Bei der Kälte hier behalten wir unsere Errungenschaften gleich an.

Aufgrund der Kälte und den Schlafproblemen verwerfen wir erst mal den Plan direkt zum Cotopaxi zu reisen und entscheiden uns spontan noch einmal nach Baños zu fahren und uns in den heißen Quellen aufzuwärmen.


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