Nov 23 2018

Ruhe ist wo Unruhe herrscht

Von Karl

 

Bevor ich in den nächsten Ort reise, springe ich als einziger in aller Frühe wieder aus dem Bus. Schon von der nach schlafenden Straße aus höre ich das einsames Donnern. Ich gehe ein paar Meter zurück, auf die Brücke und kann in wenigen hundert Metern den Wasserfall sehen: Die Saltos del Laja.

Der Wasserfall gilt als der größte in Chile. Ich kann über enge Wege nah heran gehen und passiere dabei hunderte Verkaufsstände, die alle noch nicht offen haben. Ich gelange an den Fuß des Wasserfalls. Da ich bislang nur schmale und manchmal auch hohe gesehen habe, ist dieser Anblick unvergesslich. Auf einer Breite von gut 100 Metern fällt der Rio de la Laja circa 35 Meter in die Tiefe. Durch die Menge an Wasser ist das tiefe Brüllen stetig zu vernehmen.

Wasserschwaden, Nebel mit Millionen kleinster Tropfen, werden aus dem Schoß gepustet und machen alles Nass im nahen Umfeld. Dadurch ist nicht nur alles schlammig und feucht, sondern auch extrem grün.

Theoretisch könnte mensch sich sehr nah an das Fallbecken heran wagen, doch der stete Regen und die glatt geschliffenen und nassen Steine, machen dies unmöglich. Ich hab‘s probiert.

Weiterhin kann das Spektakel auch von der Fallkante aus beobachtet werden. So langsam und friedlich der Fluss noch oberhalb fließt, vorbei an beschaulichen Sträuchern, Bäumen und flachen grünen Ufern, so unvermittelt stürzt er direkt hinter einem kleinen Baum in die raue Tiefe.

Immer noch bin ich allein an diesen wunderschönen und magischen Ort. Als ich dann den Rückweg antrete, sind schon die ersten Läden geöffnet und mir kommen neue Gäste entgegen. Aber sie werden nicht sehen können, was ich sah, als ich tiefen-entspannt dem Fluss beim Fallen und Kochen zusah. Ruhe ist, wo Unruhe herrscht.

Los Angeles

Anschließend fahre ich noch für ein paar Stunden ins nahe Los Angeles. Ein beschaulicher Ort, der sehr geschäftig daher kommt. Feuerwehrleute sammeln spenden, Kleinbusse durchstreifen die Straßen, verschiedene Märkte bieten Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst, Handwerk, Mahlzeiten und so einiges mehr an. Mit Kalifornien hat der Ort aber wenig zu tun. Später geht es dann weiter zu meiner nächsten Unterkunft.