Sep 28 2018

Von Superhelden, dem Teufel und Schlümpfen

von Rosa

Der Kranke

Was will man auf jeden Fall nicht, wenn man auf Reisen ist? Richtig, krank werden. Doch, da sich das Leben des öfteren den Spaß macht Pläne durcheinander zu bringen, passieren eben auch solche Unannehmlichkeiten. Als ich meinen ehemaligen Mitbewohner Ronny in Quito treffe, sieht er müde aus. Das ist auch kein Wunder nach über 18 Stunden Flug. Am nächsten Tag fühlt er sich noch schlechter. Kopf- und Gliederschmerzen, erhöhte Temperatur und Bettschwere. Hinzu kommt, Ronny hat sich vor einer Woche fünf Zeckenstiche in Bayern eingefangen. Da sitzt die Angst vor einer Borreliose im Nacken. Also doch lieber auf Nummer sicher und zum Arzt.

Unter der Neonröhre tropft ein Medikament aus dem Schlauch, das wir beide noch nie gehört haben. Wikipedia hilft und verrät, dass es in den meisten Industrieländern nicht mehr verwendet wird, aber wohl unbedenklich sei. Die behandelnde Ärztin hat einen mit Superhelden bedruckten Kittel an. Von allen Krankenhäusern in Quito wurde uns das Metropolitano empfohlen. Als einziges mit englischsprachigen Ärzten. Englischsprachige Ärzte heißt aber nicht automatisch englischsprachiges Personal. Der Krankenhausvertrag ist für mein Spanisch etwas zu viel. Also alles Übersetzen oder Augen zu und durch. Ronny schließt die Augen. Er ist müde. Es wird Blut abgenommen, Fragebögen ausgefüllt, nach Symptomen mehr schlecht als recht gefragt und dann sind erst mal alle weg. Das erste Urlaubsfoto wird nicht der Blick über Quito in der Abendsonne, sondern der Kranke am Tropf und im Nachthemd im Neonröhrenschein. Nach einer Stunde ist die Ärztin wieder da und die Bluttests auch: Alles im grünen Bereich. Die Superhelden-Ärztin verschreibt Paracetamol und Ausruhen. Ganz wichtig: nicht auf den Chimborazo oder Cotopaxi wandern. Beide sind über 5000 m hoch. Das war wohl der Witz des Tages. Mir brummt der Kopf vom Fachspanisch und Organisieren. Schnell besorge ich noch die Tabletten in der Apotheke. Dort werden auch Cola und Chips angeboten. Clever denke ich, gleich ein Angebot für die Nachfrage schaffen. So funktioniert Wirtschaft.

Nach einigen Recherchen im Hostel stellen wir fest, dass Borreliose sicher erst nach vier- bis sechs Wochen im Blut nachgewiesen werden kann. Ronny wird fast die Hälfte seines Urlaubs brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Am Ende war es aber wahrscheinlich nur ein starker grippaler Infekt. Aber wenigstens ein Urlaubsmotiv, dass nicht jeder bei Facebook postet.

Eine lange (Ab)Fahrt

Um der Höhe etwas zu entkommen, die Ronny zu schaffen macht, fahren wir drei Stunden südlich nach Baños. Der Name der Stadt „Bad“ ist Programm. Hier gibt es ganz unterschiedliche Thermalquellen und Wasserfälle. Da Ronny noch nicht richtig fit ist, schwinge ich mich alleine aufs Fahrrad, um die Wasserfälle rund um Baños zu erkunden. Der Fahrradverleiher erklärt mir, dass ich entweder nur bis zum größten Wasserfall „Pailon del Diablo“ (Teufelsschlucht) fahren kann oder bis ins 60 Kilometer entfernte Puyo. Bei der Zahl 60 stocke ich kurz, aber es würde wohl alles nur bergab gehen. Wie sich später herausstellt, war die Aussage nur zu 60 Prozent richtig.

Schon auf den ersten Metern fängt es an stark zu regnen. Das Wasser und der Dreck spritzen mir ins Gesicht und als ich beim ersten Wasserfall ankomme, sehe ich aus wie gerade aus dem Moor gestiegen. Der Ausblick auf die Wasserfälle und Schluchten ist beeindruckend. Aus den grünen Baumteppichen sprudeln größere oder kleinere Wasserquellen und stürzen in die Tiefe. Zu einigen Wasserfällen kann man entweder mit einer Gondel fahren oder sich an einem Seil hinüberschwingen. Ich entscheide mich erst mal bis zur Teufelsschlucht zu fahren. Der Weg ist schlecht ausgeschildert. Da könnte Mephisto wirklich mehr Werbung für sich machen. Wie sollen die verirrten Seelen ohne blinkenden Leuchtpfeil und High-End-Marketing zu ihm finden. Vielleicht dreht sich die Welt selbst für den Satan zu schnell. Ich bekomme gerade noch rechtzeitig die Abfahrt für mein teuflisches Date. Mein schlammiges Outfit ist etwas gewagt, aber vielleicht steht er ja auf Erdmenschen. Über eine Steintreppe geht es nach unten. Nach ein paar Metern sehe ich einen gewaltigen Wasserstrom, der in die Tiefe stürzt.

Selbst in einiger Entfernung, denkt man es regnet, obwohl das Wasser eigentlich vom Aufprall von unten nach oben gespritzt wird. Es wirkt tatsächlich als würde der Teufel hier persönlich wohnen. Durch eine Höhle, die wirklich nur für Zwerge ausgelegt ist, krieche ich bis hinter den Wasserfall. Die Lautstärke durch den Wasseraufprall ist ohrenbetäubend. Den Teufel habe ich allerdings auch nach mehrfachen Suchen nirgends gefunden. Was für ein Gentleman. Versetzt mich einfach.

Bis zur Teufelsschlucht stimmte die Aussage, dass es nur bergab ging. Aber bis Puyo liegen noch 36 Kilometer vor mir. Das Wetter ist unbeständig. Regen, Sonne und wieder Schauer. Die Abfahrten werden immer wieder durch kleine Dörfer, Tunnel und zu meiner besonderen Freude von Steigungen unterbrochen. Ich schleiche wie eine Schnecke im ersten Gang den Berg hoch. Andere Fahrradfahrer treffe ich nicht. Immer wieder hupen Autos und winken mir zu. Kinder drehen ihre Köpfe aus dem Fenster, um die Verrückte noch einmal zu sehen, die sich hier abschuftet. Irgendwann holt mich dann doch ein Radfahrer ein, der wohl gerade von der Tour de France kommt. Ich darf ein Stückchen in seinem Windschatten mitfahren. 30 Minuten sagt er noch bis Puyo. Ich erkenne schon an seiner Tonlage, dass er wohl mir zu Liebe nicht ganz die Wahrheit sagt. Wenigstens hat der Regen und der Schweiß meine Schlammkruste vom Gesicht und der Kleidung gewaschen.

An einem Aussichtspunkt kommt mir eine Rast sehr gelegen. Das Stück Zitronenkuchen schmeckt trotz seiner Trockenheit in diesem Moment wie die beste Sonntagstorte von Oma. Noch 12 km. Diesmal stimmt es tatsächlich und der Weg ist bis auf ein paar Ausnahmen fast eben. Nach vier Stunden erreiche ich Puyo in Wasser gebadet ob vom Regen oder der Hitze ist schon lange egal. Mein Fahrrad kann im Innenraum des Buses verfrachtet werden und ich bin erstaunt und ernüchtert wie schnell ich wieder in Baños bin. Ein Motor ist eben doch etwas anderes als (meine) Muskelkraft.

Einmal bis zur Sonne und zurück

Trotz meines Muskelkaters mache ich mich am nächsten Tag auf zu einer Wanderung. Bis zum Baumhaus „Casa de Arbol“ soll es gehen. Acht Kilometer klingt machbar. Allerdings alles bergauf und ich meine das steile bergauf. Bis zur einer Maria-Statue kommen mir noch ein paar Wanderer entgegen. Irgendwann ist der Weg nur noch ein Trampelpfad und die Menschen verschwunden. Die Sonne brennt. Nach vier Kilometern brennen auch meine Beine und ich betäube meinen Schmerz mit spanischem Raggaeton. Das treibt an. Nach einer weiteren Serpentine erschrecke ich fast. Tatsächlich zwei andere Wanderer und wie sollte es anders sein, sie sprechen deutsch. Solche Wanderungen machen nur die dummen Europäer lacht mich der Schweizer an. Sie haben Wanderstöcke dabei und ich bin kurz neidisch. Ob ich alleine unterwegs wäre, fragt mich der Begleiter des Schweizers, der scheinbar aus der Region kommt. Ja, antworte ich. Oh, ich solle aufpassen. Vor zwei Jahren wäre hier ein Amerikaner verschwunden und ich solle mir einen Stock suchen. Oben auf dem Plateau wären bissige Hunde. Ich mache mir über die Hunde wesentlich mehr Gedanken, als über das Verschwinden des Amerikaners. Wer macht sich schon die Mühe hier hoch zu krabbeln und hat dann noch die Energie jemanden tot zu schlagen oder gar wieder runter zu schleppen. Ich frage wie weit es noch ist und wie eigentlich immer, ist die Antwort nicht mehr weit. Endlich oben angekommen bellt nur ein Hund von Weitem. Vorbei an Papaya-Plantagen und dem Trampelpfad weiter folgend, komme ich irgendwann verschwitzt und durstig an einer weiteren Hauptattraktion von Baños an. An dem Baumhaus hängt eine riesengroße Schaukel, die über einem Abgrund schwingt. Das verspricht Spaß. Es ist Sonntag und so stehen an der Attraktion eine Hand voll Menschen an. Ich steige in die Schaukel, bekomme einen Gurt umgeschnallt. Ein kräftiger Schubs und ich fliege Richtung Wolken. Ein tolles Gefühl. Mit jedem Anschubs komme ich dem Himmel ein Stück näher. Am Ende verpasse ich die Sonne nur knapp.

Auf dem Weg zurück ins Tal nach Baños führt mich meine Karte einmal quer Feld ein. Unbedarft wandere ich den Weg entlang, als mich um die Ecke plötzlich ein grauer Stier anschaut. Einige Sekunden später realisiere ich, dass ich einen roten Rucksack auf der Brust trage. Ich bin in diesem Moment froh, dass er an einem Seil angebunden ist. Trotzdem versperrt mir das schöne Tier den Weg und links und rechts ist ein Zaun. Wir müssen uns also arrangieren. Ich binde mir den Rucksack auf den Rücken und bitte den Stier zum Tanz. Wir schauen uns in die Augen. Ich bewege mich langsam. Vorsichtig, immer mit den Augen auf die zwei Hörner fixiert. Dann stolpere über einen Ast und das Tier sieht es als Zeichen loszurennen. In diesem Moment bin ich zum Glück schon weit genug entfernt um engeren Kontakt zu vermeiden. Ich verabschiede mich unvermittelt und laufe zur Sicherheit noch ein paar Meter weiter. Vom kleinen Intermezzo erholt, eröffnet sich mir ein wunderschöne Blick. Die Sonne geht zwischen den Bergen unter und wirft einen goldenen Schein auf die Berghänge und die kleinen Häuser von Baños.

Heiße Quellen

Entspannung im warmen Wasser. Genau das richtige für meine müden Beine. In Baños gibt es verschiedene Thermalquellen. Die berühmtesten sind die Piscinas de la Virgen, die Quellen der Jungfrau. An diesem Abend ist viel los. Alle Badegäste müssen Badekappen tragen und so erinnert die Menschenansammlung ein bisschen an die Schlumpfenparade. Auch ich schmeiße mich in Schale und halte meine Fußzeh in den ersten Pool. Autsch. Es ist heiß. So richtig Kochwasserheiß. Ich schaffe es bis zu den Knien, denn ich will noch nicht gar werden. Man muss den Schrumpelprozess ja nicht noch vorantreiben. Der nächste Pool ist dafür eher Schockfrostung und ich schwimme schnell hin und her, um mich irgendwie aufzuwärmen. Hier ist es zwar ein paar Sekunden länger auszuhalten, aber die Entspannungsphase setzt auch nicht ein. In einem anderen Schwimmbecken sehe ich von weiten nur die vielen bunten Schlumpfenmützen. Das Becken ist so überfüllt, dass alle wie Frösche im Wasser hocken und darauf warten, dass am Rand ein Platz frei wird, den sie ergattern können. Das Wasser ist zwar auch heiß, aber dennoch auszuhalten. Bei so einer kuscheligen Atmosphäre kommt man automatisch ins Gespräch und so hört sich das Becken nach kurzer Zeit wie ein Froschkonzert an. Ich springe abwechselnd zwischen kaltem und warmen Wasser hin und her und hoffe auf stärkere Abwehrkräfte. Es ist vielleicht nicht wirklich entspannend, aber dennoch ein Spektakel sich in die heißen Quellen von Baños zu stürzen oder zu quetschen.


Jul 20 2018

Über den Wolken … Quitos

17. Juli 2018, Cali, von Karl

 

 

Und nochmal nehme ich Schwung, um über die Stadt zu schwingen. Unter mir breitet sich die 2-Millionen-Metropole Quito aus. Von links nach rechts, d.h. von Nord nach Süd quetscht sich die ecuadorianische Hauptstadt zwischen zwei Anden-Gebirgszügen. Ich schaukele auf 4000m während Quito es sich auf 2800m bequem macht. Die jeweiligen Enden der über 50km längs messenden Stadt sind von meiner Schaukel aus, nicht zu erkennen. Durch das Tal ist Quito aber kaum breiter als 3km.

Mein Finger werden langsam kalt, aber das fliegende Gefühl will nicht gehen. Die Sonne bricht durch die Wolkendecke und setzt mich in eine goldene Umgebung, sowie einen Punkt unter mir in der Stadt. Hinter mir versinkt der Rucu Pichincha in tiefer kommenden Wolken. Einer der 12 Vulkane rund um die Stadt. Keiner davon könnte Quito mit Lava bedrohen, aber Erdbeben und Ascheregen haben diese Stadt, wie auch andere in den Anden schon öfters heimgesucht. Die Innenstadt soll angeblich schon mindestens viermal neu aufgebaut worden sein.

Die Natur auf 4000m ist durch goldenes Büschel-Gras gekennzeichnet. Auf dem Gebirgskamm zum Gipfel verläuft der Wanderweg, der mit großen Achtungsschildern gekennzeichnet ist. Ab hier nur mit Spezial-Ausrüstung und Erfahrung. Nur wenige Bäume, meist kleine, gedrungene, die mit wenig Wasser auskommen. Wenige Blumen trotzen dem kalten Wind. Dem kalten und steifen Wind. Nur noch 6 Grad sind hier. In Quito dagegen ist T-Shirt-Wetter.

Immer wieder lasse ich den Blick über die karge Steppe kreisen. Es ist ein unwirklicher Anblick. Es ist eine andere Natur. Eine im Kampf mit der Umwelt. Die Pflanzen im Kampf mit der kalten Höhe. Natur gegen Natur. Dazwischen die Schilder, die diese fantastische Welt schützen wollen, vor Fahrzeugen und zu vielen Touris.

Weiter südlich liegen Wolken im Seitental. Ich schaue auf die Wolken. Von oben. Ohne im Flugzeug zu sein. Sie liegen, ohne Eile, in den Tälern. Sie werfen Schatten auf das südliche Quito. Es sind längliche Zuckerwattefetzen im feinsten Weiß.

Als ich von der Schaukel steige und ein letztes Mal den gegenüberliegenden Gebirgszug mit meinem Blick streife, sehe ich den Cayambe. Einen schneebedeckten Vulkan. Nun ragt er über dem Wolkenstreifen heraus und wird golden von der Sonne angestrahlt. Durch die Erfahrung mit dem hiesigen Höhenunterschied, ist es erst recht vorstellbar, wie kalt, windig und dünn die Luft dort ganz oben sein muss. Der Cayambe liegt nur unweit des Äquators, und hatte einen Gletscherausläufer der als einziger vereister Punkt auf dem Äquator galt. Durch den Klimawandel gibt es ihn aber nicht mehr.

Vormittags hatten wir uns aufgemacht, zum Äquator. Wir haben diesen zwar schon in Brasilien mal Nachts schlafend überquert, aber hier gibt es ein Denkmal. 20km nördlich von Quito, ziemlich einfach mit dem Bus zu erreichen. Besser gesagt, ein großes Monument mit haufenweise kleiner Museen und Infotafeln. Eine Touri-Attraktion die ihren Preis hat.

Gefeiert wird dieser Punkt, weil mal ein Europäer per Expedition hier den Äquator bestimmt hat. Das erste Mal, aus europäischer Perspektive. Ehrlicherweise wurde später eine archäologische Stätte aufgetan, die darauf hinweist, dass schon die Indigenen vor Kolumbus‘ Reise wussten wo der Äquator ist. Und sie lagen richtig, denn wer mit GPS-Gerät kommt, wird am Touri-Hotspot 200m zu weit südlich stehen.

Nebenan steht ein moderner riesiger Glasbau der UNASUR, der Union südamerikanischer Staaten. Vergleichbar mit der EU, nur nicht ganz so ausgebaut. Bislang gibt es mehr Ideen als Projekte. Die Transocéanica, eine Straßenverbindung von Brasilien nach Peru, also vom Atlantik bis zum Pazifik, ist das aktuelle Großprojekt. Ansonsten sind sich die Staaten wohl selten einig.

Wir sind schon ein paar Tage da und haben auch einen Tag verlängert, weil wir mehr sehen möchten. Empfehlenswert: Das Museum über den Künstler Camilo Egas. Einer der wichtigsten indigenen Künstler Ecuadors. Nicht nur, dass seine indigene Perspektive sehr spannend ist: Einige Werke sind sehr sozialkritisch und haben sich mit dem historischen Faschismus beschäftigt. Wem Malerei trotzdem nix ist, der gehe bitte am Plaza Grande in die aktuelle Yoko-Ono-Ausstellung des Centro Cultural Metropolitano. Dort finden sich viele Mitmach-Sachen, die zum Nachdenken anregen, aber auch Bilder von der „War is over“-Kampagne (zu deutsch: der Krieg ist vorbei) und feministische Texte. Allerdings unklar bleibt mir, wieso eine alte ausgetrunkene Plastik-Wasser-Flasche Kunst sein kann. Es wäre gar nicht aufgefallen, wenn ich diese gegen meinige ausgetauscht hätte.

Yoko-Ono-Ausstellung: IMAGINA LA PAZ (deutsch: Stell dir Frieden vor). Auf verschiedenste Karten gestempelt

In einer Free Walking Tour, eine spendenbasierte Stadtführung, erfahren wir noch so einiges mehr über Ecuador: Für den Ankauf der Scheine und Münzen bezahlt Ecuador für jede Münze und jeden Schein je einen Dollar an die USA. Deswegen sind auch ecuadorianische Münzen im Umlauf mit dem gleichen Wert. Diese werden in Ecuador hergestellt.

Ecuadors Export besteht nicht nur aus Erdöl und Bananen. Auch Schnittblumen werden in großem Stile in den globalen Norden versandt.

Wem der Rucu Pichincha eine Nummer zu viel ist, der kann in Quito auch den Aufstieg auf einen innerstädtischen Hügel wagen, auf dem eine viel zu große Madonnen-Figur thront. Von hier aus gibt es einen fast 360-Grad-Blick über die Stadt. Der Hügel liegt direkt am Rande der Altstadt. An deren anderen Ende überragt eine Basilika die Stadt. Hier ist der Ausblick kostenpflichtig, dafür aber mit etwas mehr Abenteuer-Punkten. Im Inneren des Daches führt der Weg erst über Holzbalken, die gerade so viel Platz lassen, dass sich zwei Leute aneinander vorbeiquetschen können. Danach folgt innen und außen der Aufstieg über sehr steile Metalltreppen.

Doch keiner der Aufstiege nimmt es mit der Seilbahn auf, mit der wir auf 4000 Meter gefahren sind. Von der Bodenstation am Rande Quitos aus, überwinden die geschlossenen Kabinen über 800 Höhenmeter. Auch der Ausblick ist atemberaubend und nicht nur, weil die Luft so dünn ist (Wortwitz inklusive).

Nur widerwillig fahren wir nach unten und lassen diesen zauberhaften Ort hinter uns. Morgen soll es weitergehen, sodass wir eine der letzten Busfahrten in der Stadt antreten. Wir haben uns einige Mal verfahren, bis ich geschnallt habe, wie das Schnell-Bus-Netz sich aufbaut. Es ist unverzichtbar, bei den langen Strecken und vielen Hügeln. Durch die Bus-Spuren, abgegrenzt von der eigentlichen Straße, sind die Busse auch ziemlich flott unterwegs.

sehr flottes Schnell-Bus-System mit eigenen Spuren

Bei unserer Couchsurferin angekommen, finden wir allerdings ein kleines Massaker vor. Sie selbst ist oft unterwegs, auf Arbeit oder mit ihren Hunden im Park. Ihre Hunde essen mit Vorliebe alles mögliche, darauf hat sie uns hingewiesen und wir auch immer alles feinsäuberlich in Schränken versteckt. Doch diesmal scheinen wir Sachen vergessen zu haben und diese liegen nur zerfetzt am Boden. Das wichtige Reisebuch ist zerflettert, die Jacke hat kaum Schäden und die Postkarten für euch … naja ziemlich angenagt. Also nicht wundern.

Bevor ich aber zum letzten Absatz komme: Den besten Morocho und gute Empanadas gibt‘s bei Rey Morocho. Das ist jetzt nicht im Zentrum, aber wie wir finden: Der Weg lohnt sich.

Nun aber: Am nächsten Tag sind wir nach langem Faulenzen zum Busbahnhof gefahren. Der Weg dorthin war mit den schweren Rucksäcken im Stadtbus eine besondere Herausforderung. Da jedes Schalten durch Busfahrer*innen in der Regel dazu führen, dass sämtliche Fahrgäste einmal von der Heckscheibe zur Frontscheibe fliegen und wieder zurück. Auch wenn so viele Menschen im Bus stehen, dass Umfallen nicht möglich ist.

Unsere Busfahrt beginnt gegen Mitternacht und wir erreichen die Grenze kurz vor vier Uhr. Schneller als gedacht. Wie schon am Busbahnhof warten viele Venezolaner*innen auf ihre Weiterreise. Wir reihen uns zwischen Ihnen ein und können nach fast einer Stunde Stempel in die Reisepässe bekommen. Wir schlängeln uns zwischen den vielen Rollkoffern, Taschen und Decken der Flüchtenden hindurch und verlassen das Land, dass uns mit einem großen Schild freundlich verabschiedet.